Sollte man einen Seitensprung beichten?
11. September 2016Die Frage, ob man einen Seitensprung beichten sollte, lässt sich nicht allgemein verbindlich beantworten. Es kommt immer auf die ganz konkreten Umstände an. Ist eine Partnerschaft ohnehin in Gefahr, kann der gebeichtete Seitensprung zu einem kompletten Bruch führen. Andererseits könnte es aber auch sein, dass es den Partner aufrüttelt und er sich aus dem Wunsch heraus, den Lebensgefährten nicht verlieren zu wollen, dazu aufrafft, etwas für die Erhaltung der Partnerschaft zu tun. Dann tritt der mit dem Seitensprung verbundene Vertrauensbruch in den Hintergrund und er wird als Warnsignal für ein mögliches Ende einer Partnerschaft gewertet.
Doch auch an anderer Stelle könnte es durchaus Sinn machen, wenn ein Seitensprung gebeichtet wird. Es ist nämlich auf jeden Fall besser, wenn der Hintergangene vom Partner von dem Seitensprung erfährt, als wenn er von Dritten darauf gebracht wird. Bei Letzterem ist die durch einen Seitensprung verursachte Enttäuschung um ein Vielfaches höher, als wenn den Partner den Mut hat, offen dazu zu stehen, dass er sich ein erotisches Abenteuer gegönnt hat. Hier sollte also immer das aktuelle Risiko einer Entdeckung mit ins Kalkül gezogen werden.
Wer einen Seitensprung beichten möchte, der sollte sich keine lahmen Ausreden einfallen lassen, sondern die Beichte mit einer Analyse des Ist-Zustandes und der sexuellen Defizite in der Partnerschaft einleiten. Räumt der betrogene Partner dabei ein, dass es solche Defizite gibt und sie bereits mehrfach ohne das Zustandekommen von für beide Seiten tragbaren Kompromisse zur Sprache gekommen sind, neigt er eher dazu, den Seitensprung verzeihen zu können. Allerdings sollte man deshalb trotzdem nicht darauf hoffen, dass es ein einfaches Gespräch wird, sondern wissen, dass es sich „nur“ um den Einstieg in eine neue Qualität der Beziehungsarbeit handelt.